Von meinen Kollegen benutzen einige noch immer ältere Versionen von Capture One. Das ist zwar durchaus verständlich – schliesslich kosten Upgrades oft viel Geld, und die guten alten Werkzeuge funktionieren ja recht gut. Nur – diese Kollegen verpassen eine ganze Reihe neuer Werkzeuge.
Und sie ersticken damit langsam aber sicher ihre Kreativität. Irgendwann realisieren sie, dass andere Fotografinnen und Fotografen ihre Bilder besser, schneller und irgendwie auch zeitgemässer editieren.
Der Grund dafür ist einfach; sie ergänzen ihren Workflow Schritt für Schritt mit neuen, innovativen Werkzeugen. Und nutzen sie alle, während du noch immer alte Gewohnheiten aus der Vergangenheit pflegst.
Benutzt du noch Capture One 9 oder gar eine noch ältere Version? Dann lies diesen Beitrag. Du wirst staunen, wieviele Möglichkeiten du in den letzten Jahren verpasst hast.
Benutzt du noch Capture One 10? Dann hast du etwas weniger verpasst. Aber dir fehlen eine ganze Reihe fantastischer neuer Möglichkeiten.
Benutzt du Capture One 11 und willst derzeit kein Geld in ein Upgrade stecken? Dieser Beitrag zeigt dir, wie du mit dem Upgrade auf Capture One 12 Geld sparen kannst.
1. Verbessertes Ebenen-Werkzeug
Nach dem Wechsel von Capture One 9 bemerkst du als erstes, dass die Arbeit mit Ebenen (Layers) nun vollständig in den Arbeitsablauf (Workflow) integriert sind. Sie verfügen jetzt über Deckkraft (Opacity), eine neue Benutzeroberfläche (Interface), neue Werkzeuge (Tools) und neue Tastaturkürzel (Keyboard Shortcuts).
Farbbalance (Color Balance), Tonwerte (Levels) and fast alle anderen Capture One-Werkzeuge werden nun in Ebenen angewendet.
Das wirkt sich besonders stark in der RAW-Berarbeitung aus. Hier ein paar Beispiele, was du mit dem neuen Ebenen-Werkzeug anstellen kannst:
1.1. Ebenen-Deckkraft
Die Ebenen-Deckkraft (Layer Opacity) verschafft dir deutlich mehr Spielraum in der RAW-Bearbeitung. Du kannst komplexe Anpassungen in einer Ebene anwenden und dann mit der Deckkraft nach deinen Wünschen anpassen.
Nehmen wir dieses Bild, in dem ich von der Türe im Hintergrund eine Maske erstellt habe. Darauf habe ich dann die Werkzeuge Kurve (Curve), Klarheit (Clarity) und Belichtung (Exposure) angewandt. Nun kann ich die Deckkraft solange verändern, bis mir die Bearbeitung am besten gefällt.
1.2. Fabbalance (Color Balance) in Ebenen
Das Farbbalance-Werkzeug ist prädestiniert zur Anwendung in Ebenen. Da Farbanpassungen perfekte lokale Anpassungen sind, sind sie in Ebenen jetzt auch «lokal» realisiert.
Hat der Himmel in diesem Bild ein wenig Farbanpassung nötig? Verlaufsmaske (Gradient Mask) und Farbbalance (Color Balance), einige Klicks; und fertig.
1.3. Tonwerte (Levels) in Ebenen
Hauptaufgabe des Tonwerte-Werkzeugs ist es, Weisspunkt und Schwarzpunkt eines Bildes anzupassen. Nur stellt sich da die Frage: Wozu soll ich das Werkzeug Tonwerte (Levels) in Ebenen anwenden, wenn ich den Schwarz- und den Weisspunkt lokal mit der Gradationskurve in Capture One 9 setzen kann?
Das Tonwerte-Werkzeug unterscheidet sich von der Gradationskurve in Capture One 9 – sie heisst in Capture One 12 neu Kurve (Curve) – in einem entscheidenden Detail: Wenn du den Schwarz- und Weisspunkt mit dem Werkzeug Kurve anpasst, wirkt sich das nicht auf die Histogramme in den Werkzeugen Tonwerte und Kurve (Curve) aus. Damit verunmöglichst du entscheidende weitere Korrekturmöglichkeiten im Kurven-Werkzeug.
Lass mich das an diesem Beispiel zeigen:
Was siehst du?
1) Die Korrektur des Schwarz- und Weisspunkts hat das Bild markant verbessert.
2) Das Tonwerte-Werkzeug wurde auf eine gefüllte Ebene angewandt. So kannst du die Deckkraft anpassen oder Teile der Maske wegradieren.
3) Die Korrektur hat auch das Kurve-Histogramm verändert. Das erleichert die Weiterarbeit mit dem Kurven-Werkzeug jetzt deutlich.Hättest du stattdessen das Kurve-Werkzeug verwendet, würdest du dieses Resultat erhalten:
Du siehst, dass das jede weitere Korrektur der Kurve deutlich erschwert.
1.4.Neue Masken-Werkzeuge
Seit der Version 9 bietet Capture One einige nützliche Werkzeuge, um Masken schnell und leichter aufzuziehen, darunter die Weiche Maskenkante (Feather tool) und die Graustufenmaske (Grayscale Mask), welche nur die Maske in Grau ohne Bild anzeigt.
Absoluter Renner für mich ist aber das neue Werkzeug «Maske verfeinern…» (Refine Mask…). Damit kannst du jetzt eine Maske aufziehen, ohne dich um passende Maskenkanten zu kümmern – Capture One erledigt das für dich.
Und so funktioniert’s: Ziehe eine grobe Maske auf und wähle «Maske verfeinern…»; fertig.
Und erstelle mal eine Maske mit dem Farbeditor (Color Editor); du wirst staunen!
Seit Capture One 11 kannst du auch eine gefüllte Ebene (Filled Layer) oder eine leere Maske (Clear Mask) mit einem einzigen Klick erstellen.
Nur nebenbei: Einige in Capture 9 fehlenden Möglichkeiten für Tastaturkürzel (Keyboard Shortcuts) sind jetzt da. Nun kannst du jeder Ebenenaktion einen Kurzbefehl zuweisen.
1.5. Neue Verlaufsmasken
Für Capture One 12 wurden die Verlaufsmasken (Gradients) vollständig überarbeitet. Sie lassen sich jetzt leichter und schneller erstellen.
Jetzt kannst du jedes Element der Verlaufsmaske einzeln verändern oder bewegen!
Teste das doch einfach mal. Du siehst schnell, was den vorangegangenen Versionen gefehlt hat.
Neu bietet Capture One jetzt auch eine radiale Verlaufsmaske!
Das war eines der von Capture One am meisten geforderten neuen Werkzeuge; aus gutem Grund: die radiale Verlaufsmaske (Radial Gradient Mask) nützt immer dann, wenn du schnell ein Gesicht maskieren musst, die Umgebung aber unverändert lassen willst.
Hier gibt es ein gutgemachtes Video (leider nur auf englisch), das zeigt, was du mit den neuen Verlaufsmasken von Capture One machen kannst:
Sehen Sie sich das Tutorial an
1.6. Luminanzmaske (Luma Range Masking)
Sie ist ein fantastisches neues Werkzeug, um eine Maske aus den Helligkeitswerten zu erstellen. Du kannst damit helle oder dunkle Bereiche mit wenigen Klicks maskieren.
Dieses Werkzeug eröffnet komplett neue Möglichkeiten mit den HDR-Merkmalen in Capture One:
Dazu erweitert es die Möglichkeiten des Tonwerte (Levels) -Werkzeug erheblich. Du brauchst dich nicht mehr zu sorgen, dass du mit dem Tonwerte-Werkzeug Bilddaten verlieren könntest.
In Capture One 12 kannst du das Tonwerte-Werkzeug in einer neuen Ebene anwenden und behältst mit der neuen Luminanzmaske die volle Kontrolle über das Tonwert-Werkzeug. Entferne damit einfach zu dunkle Tiefen oder ausgebrannte Lichter von der Ebenenmaske und schliesse sie damit von der Tonwertekorrektur aus.
In meinem Capture One 12 review zeige ich, wie du die Luminanzmaske anwenden kannst.
2. Überarbeitete Stile und Voreinstellungens
Capture One 9 hat deine Arbeit mit Stilen (Styles) und Voreinstellung (Presets) ernsthaft eingeschränkt: Dropdown-Menüs blockierten das Bild, an dem du gerade gearbeitet hast, du konntest Stile nicht auf Ebenen anwenden oder dessen Wirkung regulieren. Zum Glück haben die Versionen 10.1 und 11 dann die Arbeit mit Stilen und Vorstellungen völlig umgekrempelt.
2.1.Neue Benutzer-Oberfläche für Stile und Voreinstellungen (Styles and Presets)
Seit Capture One 11 sind nun alle Stile und Voreinstellungen in einem einzigen Fenster zusammengefasst. Das hat die Arbeit stark beschleunigt und vereinfacht.
Im Werkzeugfenster zuoberst werden dir alle auf ein Bild angewandten Stile (Applied) angezeigt, darunter folgt eine Liste mit den Benutzerstilen (User Styles) und den mitgelieferten Stilen (Built-In Styles). Alle Stile-Listen lassen sich aus- und einklappen.
Seit Capture One 11 lässt sich das Stile- und Voreinstellungen-Werkzeug in der Grösse verändern und (wie alle anderen Werkzeuge) an eine beliebige Stelle in deiner Benutzeroberfläche ziehen.
2.2. Stile und Voreinstellungen für Ebenen
Mit dieser Verbesserung ist PhaseOne eine wirklicher Durchbruch in der RAW-Bearbeitung gelungen. Nun hast du die volle Kontrolle über das Ausmass deiner Stile und Voreinstellungen; wende sie einfach auf ein Ebenen an und verändere deren Deckkraft (Opacity).
Du kannst hier fünfe 1Styles.pro Film Styles absolut kostenfrei downloaden und sie auf Ebenen deiner Bilder anwenden:
Hier findest du 7 zusätzliche kostenlose Stile zum Testen.
Die zweite mögliche Anwendung ist nicht so offensichtlich, liefert aber fantastische Resultate.
Seit Capture One 11 kannst du Stile lokal anwenden, indem du die Masken- und Ebenen-Werkzeuge verwendest. Dabei solltest du nicht «eine Maske aufziehen und ihr einen Stil zuweisen». Denn du kannst weit komplexere Aufgaben erledigen. Nur ein Beispiel: In diesem Bild von meiner Reise nach Baikal möchte ich bloss die Felsen verändern, nicht aber die roten Stellen und den Baum.
Seit Capture One 11 gelingt dir das mit wenigen Klicks:
1) Erstelle eine Maske aus der grünen und der roten Farbe.
2) Invertiere diese Maske.
3) Wende einen Stil an (hier habe ich den Stil «Kodak UltraMax 400 v4 Winter style» von Film Styles Extended Set verwendet).
Weitere Beispiele gefällig? Hier eine Anleitung, was du mit Stilen und Capture One 11 kreieren kannst (in Englisch).
3.Neu Verarbeitungs-Möglichkeiten
Capture One 10 und 11 brachten einen ganzen Strauss von herrlichen Verbesserungen in der Bildausgabe (Processing). Nun hast du die volle Kontrolle über das Bild, das du mit der Verarbeitung erhältst.
3.1. Proof der Bildausgabe (Output Proofing)
Ein Klick aufs Proof-Zeichen (das Brillensymbol oben rechts) zeigt dir, wie das endgültige Bild aussehen wird – und das, bevor du es überhaupt ausgibst.
Hast du dich schon mal gefragt, wie deine Bildschärfung in einem kleineren Bild im Internet aussieht? Aktiviere die Ausgabe-Schärfung (Output-Sharpening), und die siehst sofort das «verarbeitete» Bild vor der Verarbeitung. Dieser Proof (Proofing) lässt dich prüfen, wie gut ein Bild mit dem gewählten Farbprofil aussieht. Selbst die durch Kompression verursachten JPG-Artefakte werden dabei simuliert.